26.02.2023 |  10:00 Uhr | St. Georg Dessau                                                                                            Rundfunkgottesdienst MDR                                                                                                              

Als dann der Frühling im Garten stand,

Das Herz ein seltsam Sehnen empfand,

und die Blumen und Kräuter und jeder Baum

wachten auf aus dem Wintertraum,

Schneeglöckchen und Veilchen hat über Nacht

der warme Regen ans Licht gebracht,

Aus Blüten und dunkler Erde ein Duft

durchzog wie ein sanftes Rufen die Luft.

 

Percy Bysshe Shelley (1792 – 1822)

 

Percy Bysshe Shelley wird, wie sein Freund Lord Byron, den Dichtern der englischen Romantik zugeordnet. Da er einer reichen Adelsfamilie entstammte, plagten ihn nie Geldsorgen. Nun könnte man auf die Idee kommen, er sei konform gewesen und hätte nette Gedichte an der Oberfläche der Sprache geschrieben. Aber weit gefehlt! Aufgrund seines unsoliden Lebenswandels wurde er in seiner Heimat geächtet, sodass er nach Italien zog. Er begeisterte sich für die Ideen der französischen Revolution und wurde von sozialrevolutionären Ideen beeinflusst. In seinem Vorwort zu „Hellas“ (einem Gedicht zur griechischen Revolution 1821) nimmt er Gedanken aus Marx‘ „Kommunistischen Manifest“ vorweg. Wegen seiner atheistischen Grundhaltung kritisierte er die Religion. Er war ein früher Verfechter des Vegetarismus. Außerdem liebte er seit frühester Jugend Schauergeschichten. Seine zweite Frau Mary, geborene Godwin, ist unter anderem die Autorin des Romans „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“.