Tiefsinn
Nachts
Ich wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen Wolkenhülle,
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall,
Dann wieder alles grau und stille.
O wunderbarer Nachtgesang:
Von fern im Land der Ströme Gang,
Leis Schauern in den dunklen Bäumen –
Wirrst die Gedanken mir,
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus Träumen.
Die Poesie dieses Textes verlangt danach vertont zu werden. Zahlreiche KomponistInnen
haben dies getan, darunter: Fanny Hensel, Robert Franz und Max Reger.
Die Nacht wird hier als ein Freiraum für eigene Gedanken empfunden. Stille, Mond und
Nachtigall öffnen die Seele des Lyrischen Ichs. Und doch liegt in der Ferne eine
unbestimmte Bedrohung, die Verwirrung auslöst. In der Chiffre der Romantik wird, über das
persönliche Unbehagen hinaus, ein Bild der Zeit entworfen. Die vorherrschende
Restauration schuf Enge und Unfreiheit, die freie Geister wie Joseph von Eichendorff
einschränkten und bedrohten.
und Stimme mit Beate von Hahn